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Schwanger mit 14

Mit gerade einmal 14 Jahren wurde Sarah (Name auf Wunsch geändert, Anm. d. Red.) schwanger, mit 15 brachte sie ihren Sohn zur Welt. Das Ganze ist zehn Jahre her. Sie hat inzwischen maturiert, studiert und arbeitet im Jugendbereich, wo sie selbst jungen Müttern hilft. Wir haben die heute 26-Jährige zum ausführlichen „Tabulos“-Interview getroffen.

Mit gerade einmal 14 Jahren wurde Sarah (Name auf Wunsch geändert, Anm. d. Red.) schwanger, mit 15 brachte sie ihren Sohn zur Welt. Das Ganze ist zehn Jahre her. Sie hat inzwischen maturiert, studiert und arbeitet im Jugendbereich, wo sie selbst jungen Müttern hilft. Wir haben die heute 26-Jährige zum ausführlichen „Tabulos“-Interview getroffen.

 

Cool: Du bist mit 14 Jahren schwanger geworden. Kannst du dich noch an den Moment erinnern als du davon erfahren hast?

Sarah: Ich war total erschrocken und wäre am liebsten vor der Situation davon gelaufen, was ich in gewisser Hinsicht auch gemacht habe. Ich hatte ja bereits eine Vermutung, habe dann einen Schwangerschaftstest gemacht, der negativ war, und hatte zudem auch noch Zwischenblutungen, also war für mich klar, dass ich nicht schwanger bin. Damit war die Sache für mich erledigt, bis meine Mama dann irgendwann gesagt hat, dass ich komisch ausschaue und unbedingt einen Schwangerschaftstest machen sollte. Dieser war dann positiv und wir sind beide aus allen Wolken gefallen…

Cool: Du warst damals ja selbst noch ein Kind. Wie bist du mit der Situation umgegangen?

Sarah: Es hat irrsinnig lange gedauert, bis ich das Ganze realisieren konnte. Erst so ab dem 7. Monat habe ich mich emotional gänzlich darauf einstellen können, dass ich wirklich schwanger bin und bald ein Kind bekommen werde. Es war eine aufwühlende Zeit, immer auf der Suche nach Rückhalt, den ich anfangs aber kaum bekommen habe. Ich war ständig mit Kritik konfrontiert. Jeder, der es erfahren hat, hat zunächst mal beide Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und Weltuntergangsstimmung ausbrechen lassen, was es für mich natürlich nicht gerade leichter gemacht hat. Vor allem in der ersten Phase habe ich mich nicht sehr unterstützt gefühlt. Mein damaliges Gefühl war: Ich bin alleine und doch zu zweit. Bis auf meinen Opa hat es kaum jemand von Anfang an gut geheißen. Ein paar waren sogar gänzlich dagegen. Die sind mit der Zeit aber hineingewachsen als mein Sohn auf der Welt und einfach so entzückend war, und haben sich dann doch mit mir gefreut.

Cool: War Abtreibung für dich je ein Thema?

Sarah: Nachdem ich ja erst relativ spät drauf gekommen bin und ich auf dem ersten Ultraschall bereits die Finger und Zehen sehen konnte, war für mich klar: Ich kriege dieses Kind. Die Entscheidung konnten sehr viele nicht nachvollziehen. Ganz viele Menschen haben versucht mir einzureden, dass ich das auf keinen Fall tun sollte. „Fahr doch nach Holland zum Abtreiben, dort geht es länger.“ Ich habe mich aber mit Händen und Füßen dagegen gewehrt und bin heute sehr glücklich über meinen Mut und darüber, dass ich für meinen Sohn gekämpft habe.

Cool: Zum Schwangerwerden gehören bekanntlich immer zwei. Wie ist das Ganze passiert und gab es vom Kindesvater auch keine Unterstützung?

Sarah: Nein. Er hat mir während der Schwangerschaft mitgeteilt, dass er zu jung sei, um Papa zu werden und sich daraufhin von mir getrennt. Dabei ist es bis heute geblieben, es gibt auch nach wie vor keinen wirklichen Kontakt. Passiert ist das Ganze durch eine relativ blöde Aktion. Ich hatte damals einen Freund, der ein Jahr älter war als ich. Wir waren ungefähr ein halbes Jahr zusammen und dann haben wir uns halt gedacht, ein Mal unverhüteter Sex wird schon nicht so tragisch sein. Das letzte Kondom hatte seine Schwester gestohlen, somit war keines mehr da und wir dachten, das geht sich schon aus (lacht). Neun Monate später haben wir dann gewusst, dass es sich nicht ausgegangen ist.

Cool: Du nimmst die Sache mittlerweile mit ziemlich viel Humor. Damals war es vermutlich nicht ganz so lustig…

Sarah: Ich bin zum Glück von meiner Persönlichkeit her so, dass ich prinzipiell vieles mit Humor nehme. Damals war es natürlich nicht immer so leicht. Es waren viele verweinte Nächte dabei, aber ich habe auch in der Situation versucht, meinen Humor nicht zu verlieren und mal darüber zu lachen, wie absurd das Ganze ist, dass ich mit 14 schwanger bin.

Ganz wichtig ist, offen darüber zu reden und zwar nicht erst wenn man schon einen Bauch hat, sondern ab dem ersten Moment, in dem man das Gefühl hat, schwanger zu sein.

Cool: Es ist nicht nur absurd, sondern gesellschaftlich auch ein ziemliches Tabuthema. Wie sind deine Schulkollegen und dein Umfeld mit deiner Schwangerschaft umgegangen?

Sarah: Natürlich gab es Getratsche, aber unter meinen Freunden und Schulkollegen war es gar nicht so schlimm, die waren eher neugierig. Auf der Straße oder in der U-Bahn war es schon sehr heftig, ich habe nicht bloß ein Mal in der U-Bahn fast zu weinen begonnen. Es gab viele, die mir da wirklich auf eine grausliche Art und Weise ihre Meinung mitgeteilt und mich beleidigt haben. Es war mir zwischenzeitlich richtig unangenehm mich in der Öffentlichkeit zu bewegen. „Bei so einer jungen Mutter kann das Kind ja nur plärren. Aus dem wird nie was. Na serwas, warum hat ihr das keiner weggenommen.“ Also es ist schon sehr traurig, wie mit jungen Müttern oftmals umgegangen wird.

Cool: Kannst du dir erklären warum das so ist?

Sarah: Ich kann es nicht wirklich nachvollziehen, warum man über fremde Mütter urteilt, nur weil sie jung sind. Die Fernsehserie „Teenager werden Mütter“ war dafür natürlich auch nicht wirklich förderlich. Ich habe sie mir selber ein paar Mal angeschaut, um zu wissen in was für einen Topf ich selber geworfen werde. Aber es ist ein totaler Schwachsinn, der da verzapft wird und was für ein gesellschaftliches Bild von jungen Müttern dadurch kreiert wird. Das nervt mich irrsinnig, weil ich der Meinung bin, dass das Alter nichts darüber aussagt, ob man eine schlechte oder gute Mutter ist.

Cool: Dein Sohn ist mittlerweile zehn Jahre alt. Hat er eigentlich auch schon eine Meinung dazu?

Sarah: Er schaut immer ganz verblüfft drein, wenn man ihn diesbezüglich fragt, denn ich bin halt einfach seine Mama (lacht). Lange Zeit hat er gar nicht verstanden, dass zwischen seiner Mama und den anderen Eltern da ein großer Unterschied ist. Mittlerweile hat er das schon begriffen, aber ich glaube, er findet es eher cool. Witzig ist nur, wenn manche Leute denken, dass er mein kleiner Bruder ist, da gibt es immer wieder mal recht amüsante Situationen.

Cool: Was würdest du deinem 14-jährigen Ich heute raten beziehungsweise was wären deine Tipps an junge Mädels, die sich in einer ähnlichen Situation wie du damals befinden?

Sarah: Ganz wichtig ist, offen darüber zu reden und zwar nicht erst wenn man schon einen Bauch hat, sondern ab dem ersten Moment, in dem man das Gefühl hat, schwanger zu sein. Es gibt auch Beratungsstellen wie „YoungMum“, die auch mir damals geholfen haben. Man sollte es nur bloß nicht verdrängen und hoffen, dass man nicht schwanger ist. Und wenn man tatsächlich schwanger ist, dann sollte man das tun was man selber für richtig hält und wozu man sich bereit fühlt und sich nicht von anderen zu irgendetwas drängen lassen. Das wären so meine wichtigsten beiden Ratschläge.

© Oliver Wolf

Das ist „Tabulos“
Auf der Suche nach neuem „Tabulos“-Stoff ist mir natürlich auch das Thema „Junge Mütter“ eingefallen. Vor allem aufgrund der ATV-Serie haben Teenie-Mamas irgendwie einen negativen Ruf und ich weiß nicht so genau warum. Besser mit 14 Mutter werden als mit 64 – zumindest ist das meine Meinung. Bei meiner Internet-Recherche bin ich dann auf YoungMum gestoßen. Die Einrichtung des Göttlicher Heiland Krankenhauses begleitet seit 15 Jahren Jugendliche während der Schwangerschaft, bei der Geburt und im ersten Jahr mit dem Baby. Mehr dazu unter www.young-mum.at. Sarah wollte übrigens lieber anonym bleiben, was ich aber total nachvollziehen kann. Danke trotzdem für das tolle und sehr offene Gespräch! (Daniel Gräbner)