© Iris Häberli

Nadine Breaty: „Zu viel Zeit am Handy zu verbringen, ist sehr ungesund“

Die 24-Jährige hat vor kurzem die 10M-Followermarke auf TikTok geknackt, zählt zu den erfolgreichsten Social-Media-Stars Deutschlands und das alles trotz oder gerade weil sie auch deepen Content macht. Im Cool-Interview spricht Nadine Breaty über Mobbing, Depressionen, ihren Erfolg und ihr erstes Mutmachbuch.

Die 24-Jährige hat vor kurzem die 10M-Followermarke auf TikTok geknackt, zählt zu den erfolgreichsten Social-Media-Stars Deutschlands und das alles trotz oder gerade weil sie auch deepen Content macht. Im Cool-Interview spricht Nadine Breaty über Mobbing, Depressionen, ihren Erfolg und ihr erstes Mutmachbuch.

 

Cool: Wir wollten das Interview zunächst fürs Cool Mädchen machen, haben uns dann aber umentschieden. Für wen machst du deinen Content eigentlich selbst?

Nadine Breaty: Ich finde, mein Content, meine Lebensgeschichte ist nicht nur für Mädchen bestimmt. Denn mentale Gesundheit, Mobbing und Unsicherheiten mit dem eigenen Körper betreffen jeden. Deshalb folgen mir zu 50% Mädchen und Frauen und zum anderen 50% Jungen und Männer. Mein Content ist nicht geschlechtsbezogen und soll alle ansprechen, damit sich jeder in der eigenen Haut ein bisschen wohler fühlt.

Cool: Social Media zeigt oft nur die perfekte Welt. Wann war für dich klar, dass du auch Videos über deine Pigmentstörung Piebaldismus oder Depressionen machen möchtest?

Nadine: Für mich ist es wichtig, über Themen zu sprechen, die mich beschäftigen, um so auch die Gesellschaft aufzuklären. Mich hat es schon als Kind gestört, wenn ich aufgrund meiner Pigmentstörung angestarrt wurde. Über Tabuthemen sollte gesprochen und kein Geheimnis daraus gemacht werden. Wenn wir miteinander besser umgehen und Verständnis füreinander aufbringen würden, könnten wir alle ein schöneres Leben führen. Im Endeffekt sind wir alle fühlende Lebewesen, die nur begrenzte Zeit auf diesem Planeten haben.

Cool: Was hättest du jemandem gesagt, wenn er dir vor fünf Jahren gesagt hätte, dass du 2023 die größte deutsche TikTokerin sein wirst?

Nadine: Heute vor fünf Jahren war ich in der Psychiatrie. Damals war es mir wichtig, wieder zu mir selbst zu finden, da ich täglich mit Selbstmordgedanken kämpfte. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich mich über diese Nachricht zwar gefreut, aber kein Geld der Welt oder eine virtuelle Zahl könnte mir das Glück schenken, welches ich damals gelernt habe, in mir selbst zu finden. Deshalb ist es so wichtig, sich selbst kennenzulernen und nicht in anderen Dingen das Glück zu suchen.

Cool: Gibt es auch etwas, das du deinem Ich von vor fünf Jahren gerne sagen würdest?

Nadine: Meinem damaligen Ich würde ich sagen, dass ich alles schaffen kann, wenn ich daran glaube. Aber dass ich auch nicht alles tun muss, was andere von mir verlangen. Alles kann, aber nichts muss. Es ist wichtig, den gesellschaftlichen Druck abzuwenden und seinen eigenen Lebensweg zu finden.

Cool: Kannst du dir deinen Erfolg selbst erklären?

Nadine: Um auf Social Media erfolgreich zu sein, muss man authentisch sein. Ich denke, mit einem positiven Mindset kann man dort alles erreichen. Mein Erfolg setzt sich aus verschiedenen Dingen zusammen. Zum einen bin ich ein sehr fleißiger und willensstarker Mensch. Dazu habe ich eine Geschichte, mit der sich viele identifizieren können und sich darin wiedererkennen.

Cool: In der Beschreibung deines kommenden Buches steht: „A girl who turns her weakness into a strength“. Wie ist es dir gelungen, deine Schwächen in Stärken zu verwandeln?

Nadine: Ich habe schon früh gemerkt, dass mich anders zu sein glücklich macht. Es hat einen Grund, warum du so bist wie du bist. Für die einen ist Piebaldismus ein komisch aussehendes Hautmerkmal, für mich ist es eine Verbindung zu meiner Familie. Es ist alles eine Frage der Perspektive.

Cool: Als „Star“ oder erfolgreiche TikTokerin anders zu sein ist zwar sicher auch nicht ganz leicht, aber ist es als „normaler“ Teenie in der Schule nicht noch schwieriger?

Nadine: Ehrlich gesagt ist es genau andersherum. Du stehst die ganze Zeit unter Beobachtung. Dein Aussehen und deine Art werden täglich bewertet. Mittlerweile kann ich einfacher mit Mobbing umgehen, weil ich meine Erfahrungen daraus gezogen habe und erst verstehen musste, warum Menschen anfangen zu mobben. Als Teenie wusste ich noch nicht, wie diese Welt funktioniert und habe die Schuld bei mir selbst gesucht. Als Teenager war ich kein normales Mädchen, weshalb ich auch oft ausgegrenzt wurde. Mir hat es damals geholfen, Freunde außerhalb meiner Bubble zu suchen. Ich habe mir bewusst gemacht, dass ich meine Mobber nach meiner Schulzeit nie wieder sehen werde und diese Menschen das Karma zurückbekommen werden, was sie verdient haben. Nun, sechs Jahre später, hat sich das alles bestätigt.

Cool: Dein Buch ist kein Mitmachbuch, sondern ein Mutmachbuch. Was dürfen wir uns darunter vorstellen?

Nadine: „Only Kind of Broken“ ist ein Mutmachbuch, das ich damals gebraucht hätte. Die Leser erwartet eine Reise, um sich selbst besser kennenzulernen und um herauszufinden, was sie besonders macht. Mein Buch besteht auch aus Mitmachseiten, die zum Reflektieren einladen und spannende Aufgaben zur Persönlichkeitsentwicklung stellen. Dazu werde ich auch meine Lebenserfahrungen teilen und wie eine große Schwester für die Lesenden da sein. Diese Aufgaben habe ich auch damals in der Psychiatrie gelöst. Mein Ziel war es, ein Buch zu schreiben, welches der Nadine von damals geholfen hätte.

Cool: Du hast in einem anderen Interview mal gesagt, dass die drei Monate in der Psychiatrie die schönsten deines Lebens waren, weil du dort kein Handy und Social Media hattest. Jetzt hast du als TikTok-Star aber einen Job, wo du ständig am Handy hängst. Wie und wann gönnst du dir Offline-Time?

Nadine: Zu viel Zeit am Handy zu verbringen, ist sehr ungesund und nimmt einem viel Lebenszeit. Als Content Creator habe ich beschlossen, mir feste Arbeitszeiten zu nehmen, um Beruf und Freizeit zu trennen. Zum Beispiel bin ich am Wochenende immer offline oder nehme mir auch einen Tag frei, wenn es mir nicht so gut geht. In meiner Offline-Time bin ich in der Natur, lese meine Lieblingsbücher, male Bilder, arbeite im Garten und treffe mich mit Freunden. Wir sollten alle das Handy öfter weglegen und mehr Zeit in der richtigen Welt verbringen.

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