© Lucas Christiansen | Text: Leo Kulidjanov

Nina Chuba: Leben auf der Überholspur

Wer am Abend des 28. Februars in der Wiener Stadthalle war, weiß dass Kontra K und seine Crew wieder mal einen Hammer-Gig hingelegt haben! Am selben Tag hatte unser Wiener Reporter Leo Geburtstag und startete gleich mit einem Exklusivinterview ins neue Lebensjahr. Vor Showbeginn traf man sich im Backstage, wo der überaus freundliche Rapstar Leos Fragen beantwortete.

Liebe Hater, tut uns leid euch enttäuschen zu müssen, aber ein Industry Plant ist Nina Chuba beileibe nicht! Denn der Karriereweg der 25-jährigen Allroundkünstlerin begann weit vor ihrem Durchbruch mit „Wildberry Lillet“. Bereits mit sieben Jahren als Schauspielerin der Kinderserie „Die Pfefferkörner“ lernte sie, dass das Showbiz Selbstständigkeit, Leistungsdruck und einen eisernen Willen abverlangt. Und auch musikalisch ist die gebürtige Hamburgerin –sprichwörtlich – mit allen Wassern gewaschen. Ja, ihr Mega-Hit vorletzten Sommer kam überraschend, aber verdient! Im COOL-Exklusivinterview spricht Nina Chuba über das Tourleben, ihr neues Album und den harten Job als Popstar.

 

Cool: Du hast soeben deine ausverkaufte „Glas“-Tour absolviert. Was waren deine Highlights?

Nina Chuba: Boah, also erstmal ein großer Shoutout an meine Tour-Crew! Wir hatten ‘ne richtig geile Zeit und ich bin unfassbar dankbar für das Klassenfahrt-Feeling, das wir vom ersten bis zum letzten Gig hatten. Unsere Off-Dates waren auch Hammer! Zum Beispiel sind wir in Leipzig Bimmelbahn gefahren, in Saarbrücken haben wir eine Alpaka-Farm besucht, und in Friedrichsdorf haben wir noch einen Ausflug in den Kletterwald Taunus unternommen. Ich danke natürlich auch meinen Fans – es war superschön euch alle zu sehen und ihr habt die Tour zu einem Riesenerfolg gemacht!!

Cool: Bei dem Tour-Stopp in Wien hast du dir unsere gute österreichische Küche im legendären Café Central gegönnt. Hand aufs Herz: Was schmeckt dir besser – Wiener Schnitzel oder Labskaus? (Anmerk.: Klassiker der norddeutschen Küche)

Nina: Äh, so gesehen keins von beiden, denn ich esse kein Fleisch (lacht). Ich hab aber ein sehr leckeres, veganes Schnitzel gegessen, dann Kaiserschmarrn probiert und eure berühmte Sachertorte durfte Backstage natürlich nicht fehlen! Also, ich liebe die österreichische Küche, und wünschte, dass es sowas auch bei uns in Deutschland gäbe.

Cool: Hab ich das jetzt richtig verstanden: Du bist Veganerin?

Nina: Hmmm… mittlerweile würd’ ich mich eher als Vegetarierin bezeichnen.

Cool: Deine Heimatstadt Hamburg ist ja auch das Zuhause von Bonez und seiner 187 Crew – und ich nehme an, dass der „Palmen aus Plastik“-Hype nicht spurlos an dir vorbeigegangen ist, oder?

Nina: Jein. Also wir bewegen uns schon im gleichen Stilmix, sprich: Rap, Reggae und Dancehall. Und wenn ich in der Disco bin, geh’ ich zu deren Mucke voll ab! Ich mein, Bonez und seine Jungs sind safe Deutschrap-Legenden. Aber wenn ich an meine Teenagerzeit zurückdenke, so hat mich allen voran Peter Fox inspiriert! Sein Solodebüt „Stadtaffe“ war ja auch die erste Platte die ich mir gekauft hab’.

Cool: Mit den Singles „Nina“ sowie „80 qm“ hast du einen aussagekräftigen Vorgeschmack auf dein zweites Album abgeliefert. Wird die Platte noch heuer releast und hast du schon einen Titel im Kopf?

Nina: Nee, eher nicht. Die Platte wird dann rauskommen, wenn sie fertig ist. Und ich werde so lange dran arbeiten bis ich alles für gut genug befinde. Wird also noch ‘ne Weile dauern (lacht). Und zwecks Albumtitel: Tut mir leid, aber ich möchte mich jetzt nicht in Sachen festlegen, die ich mir möglicherweise in einem Monat nochmal anders überlege.

Cool: Sowohl deine Fans als auch wir warten mit Hochspannung darauf! Kannst du zumindest etwas anteasern?

Nina: Ja, ja, kann ich absolut verstehen. Okay. Es wird, glaub ich, etwas selbstbewusster als mein Debüt. Auch experimentierfreudig. Und es wird einfach gut – ich freu’ mich drauf!

Cool: Im Jänner warst du erstmals auf dem Forbes-Cover. Im Interview hast du u.a. gesagt: „Ich muss schauen, wie ich meine jetzige Gefühlswelt aufs Papier bekomme. Die Themen von ‚Glas‘ sind jetzt schon abgefrühstückt.“ Wo hast du Inspiration für neue Songs gefunden?

Nina: Im Nachhinein kann ich sagen, dass meine erste Platte einen großen Raum geboten hat, um über alle Themen zu schreiben die mich bewegt haben. Und auf dem zweiten Album wurde dieser Horizont automatisch etwas kleiner. Das heißt, ich singe/rappe immer noch über mein Leben, aber aus einer ganz anderen Sicht – und natürlich mit mehr Lebenserfahrung.

Cool: Lebenserfahrung ist ein gutes Stichwort, wenn man bedenkt, was alles nach „Wildberry Lillet“ bis zum heutigen Tag passiert ist!

Nina: Safe! In den letzten zwei Jahren hab’ ich so viel erlebt, wie manche vielleicht in zehn Jahren nicht erleben. Es ging quasi wie von 50 auf 200 km/h! Plötzlich stand ich Tag und Nacht im Spotlight, musste privat einige Schicksalsschläge verkraften, hab mich in meiner Arbeit verloren und wiedergefunden … das alles war natürlich die Inspirationsquelle überhaupt!

Cool: Du hast von 2018 bis 2022 – sage und schreibe – zwanzig Singles releast, von denen zunächst keine charten konnte. Und dann kam überraschend der Bombenerfolg von „Wildberry Lillet“. Wie hast du dich immer wieder aufs Neue motiviert weiterzumachen??

Nina: Um ehrlich zu sein, war ich nicht sonderlich enttäuscht, dass meine Songs nicht gechartet sind. Ich finde, dass man einen Song nicht pauschal als Misserfolg abstempeln soll, nur weil dieser sich nicht in den Charts behaupten konnte. Ich hab’ mich diesbezüglich auch nie mit anderen Artists verglichen, so nach dem Motto: Oh, die sind in den Charts – und ich nicht. Stattdessen hab’ ich mir gedacht: Ah, meine Songs gewinnen immer mehr an Hörerschaft. Und auch wenn’s kleine Schritte sind, aber es geht bergauf. Bis dann „Wildberry Lillet“ kam. Insofern musste ich mich auch nicht großartig motivieren, weiterzumachen. Was meine englischsprachigen Songs anbelangt, da muss ich sagen, dass ich irgendwann schon sehr frustriert war. Aber selbst das hatte den positiven Nebeneffekt, indem ich merkte, dass ich in meiner Muttersprache viel besser Mucke machen kann.

Cool: Da wir grad beim Thema sind… ärgert es dich, dass die „Hater-Fraktion“ dich immer noch als Industry Plant anpatzt?

Nina: Es nervt mich deswegen, weil die Hater wider besseren Wissens so ‘nen Bullshit labern! Die scheinen irgendwie zu blöd zu sein, um meinen Werdegang zu googeln! Die Fakten wurden ja von allen möglichen Medien recherchiert und belegt. Sorry, aber wer kann da ernsthaft vorwerfen, dass meine Karriere erst ab „Wildberry Lillet“ begann?! Aber hey, das sind eben Hater aus Prinzip, das Haten ist deren Fulltime Job (lacht).

Cool: RAF Camora zum Beispiel hat in einem Interview gesagt: „Manche Leute rufen mir zu: ‚Du bist über Nacht berühmt geworden!’ und ich antworte: ‚Ja, ich bin – nach zehn Jahren harter Arbeit – über Nacht berühmt geworden’!“

Nina: Ja, hat RAF vollkommen Recht. Erfolg ist kein Zufall! Denn jeder Hype, jeder virale Hit braucht eine feste Grundlage die man sich über Jahre erarbeiten muss. Und wenn einem dieser Background fehlt, wird man halt zur Eintagsfliege.

Cool: In dem Feature „Ich hass dich!“ mit Chapo102 habt ihr auch soziale Ungerechtigkeit angeprangert. Wie ist der Songs zu verstehen?

Nina: Es stimmt schon, dass da soziale Ungerechtigkeit angesprochen wurde, aber eigentlich ist es ein Disstrack gegen Arschlöcher. Ich mein, als wir den Songtext geschrieben haben, haben wir uns nicht dabei gedacht: Oh Gott, wir müssen jetzt die Gesellschaft darauf aufmerksam machen, dass es arme und reiche Menschen gibt! Die Message ist, dass es nun mal Arschlöcher auf der Welt gibt, die oftmals auch reich sind, und auf diesem Disstrack kriegen die ihr Fett weg!

Cool: Promis äußern sich ja oft zu aktuellen sozialpolitischen Themen, sei es in Interviews oder in ihrer Kunst. Hältst du dich bei sowas komplett raus?

Nina: Ich sage dann was, wenn ich persönlich den Wunsch und/oder die Notwendigkeit verspüre – so hab ich zum Beispiel auf einem Benefizkonzert gegen Rassismus gespielt. Das war mir schon sehr wichtig. Aber ansonsten sehe ich mich als Musikerin, und nicht als Jungpolitikerin (lacht).

Cool: Durch dein Mitwirken bei „Die Pfefferkörner“ und deinen späteren Berufswunsch, Regisseurin zu werden, hattest du stets eine große Affinität zur Filmkunst. Was sind denn deine Lieblingsfilme?

Nina: Einer meiner Favoriten ist definitiv „Interstellar“ von Christopher Nolan – da hat mich vor allem die Filmmusik beeindruckt! Dann gibt’s einen deutschen Crime-Thriller, den ich sehr gut finde, und zwar „Victoria“ aus dem Jahr 2015. Das Besondere an dem Film ist, dass er keinen Schnitt hat – und sowassieht man ja nicht alle Tage.

Cool: Kannst du uns auch noch etwas zu deiner Kooperation mit der Kosmetikmarke Lancôme erzählen?

Nina: Ja, ich bin seit ‘ner Weile als Markenbotschafterin unterwegs, repräsentiere Lancôme auf Konzerten, Events, Social Media, etc. Und da ich ein Riesenfan von Lancômes Düften bin, macht unsere Zusammenarbeit richtig viel Spaß!