© Linh Nguyen

Julia Meladin: Tiefsinnige Töne

Die 21-Jährige zählt zu den vielversprechendsten Pop-Newcomern Deutschlands. Bei uns spricht Julia über ihre Songtexte, ihre bevorstehende Tournee und ihr Debütalbum.

Die 21-Jährige zählt zu den vielversprechendsten Pop-Newcomern Deutschlands. Bei uns spricht Julia über ihre Songtexte, ihre bevorstehende Tournee und ihr Debütalbum.

 

Cool: Ende Jänner kam dein Debütalbum raus, in diesem Monat startet deine erste eigene Tour. Ein perfekter Start ins neue Jahr, oder?

Julia Meladin: Besser kann ein Jahr nicht starten (grinst). Sowohl mein Debütalbum als auch meine Tour sind Dinge, auf die ich schon lange hinarbeite, und ich bin so froh, dass es jetzt endlich so weit ist!

Cool: Wie blickst du auf die ersten paar Jahre deiner Musikkarriere zurück? Seit dem Release von „Angst“ ist ja doch schon einiges passiert.

Julia: Wenn man so drinsteckt, merkt man manchmal gar nicht, wie viel schon passiert ist, weil man immer schon an die nächsten Schritte denkt. Manchmal nehme ich mir deshalb aktiv Momente, in denen ich einfach mal Revue passieren lasse, was ich in den letzten Jahren mit meiner Musik erreichen konnte und wie froh ich bin, jetzt an diesem Punkt zu stehen.

Cool: Du hattest zu Beginn gar kein Label, hast dich selbst vermarktet, alles selbst produziert und das Musikvideo zu „Angst“ hast du ja sogar mithilfe deiner Eltern gedreht. Ich vermute, das ist heute nicht mehr so (lacht). Wie schwer war es für dich, gewisse Dinge auch aus der Hand zu geben?

Julia: In einigen Bereichen bin ich schon ein kleiner Kontrollfreak (lacht), weswegen mir bei bestimmten Dingen wichtig ist, dass es in meiner Hand bleibt. Aber natürlich ist es eine große Erleichterung und ich bin sehr dankbar, ein Team zu haben, welches mich unterstützt und mir hilft, meine Visionen zu verwirklichen.

Cool: Wie oder wo schreibst du deine Songs… gibt’s da bestimmte Rituale?

Julia: Am liebsten schreibe ich in meinem Zimmer am Keyboard, wenn ich ganz allein zu Hause bin. Was ich auch gerne mag, ist, die Texte analog in ein Notiz-/Tagebuch zu schreiben. So kann ich irgendwie am besten loslassen und mich ganz auf meine Gedanken konzentrieren.

Cool: Deine Texte haben oft einen tieferen Sinn. War dir das schon immer wichtig und warum?

Julia: Diese Themen waren schon immer wichtig für mich, aber ich hab das anfangs nicht so häufig in meine Musik eingebaut. Als meine Reichweite in den sozialen Medien größer wurde, hatte ich das Bedürfnis, diese auch sinnvoll zu nutzen, um mich zu einigen Themen zu äußern. Dadurch habe ich angefangen, sie in meinen Songs anzusprechen, und gemerkt, wie viel Spaß es mir macht, diese wichtigen Themen auf diese Art und Weise aufzuarbeiten.

Cool: Du bist erst 21 Jahre jung, solltest the time of your life leben und Spaß haben, stattdessen trauerst du in deiner letzten Single „Melancholie“ deiner Kindheit nach. Du bist da aber nicht die einzige Künstlerin, inzwischen gibt’s unzählige junge Sängerinnen und auch US-Popstars, die über Depressionen singen und sehr melancholische Musik machen. Woher, denkst du, kommt das?

Julia: Es gibt so viele äußere Einflüsse wie den Druck durch soziale Medien, den ständigen Vergleich mit anderen, den Wunsch, immer perfekt zu sein – die oft ein Gefühl der Überforderung auslösen. Dazu kommen gesellschaftliche Themen wie Klimakrise, Corona/Lockdown oder die Unsicherheit über die Zukunft, die uns alle beschäftigen. Ich denke, diese Art der Musik spiegelt auch wider, dass viele Menschen ihre negativen Gefühle nicht mehr nur mit sich selbst ausmachen wollen, sondern offener damit umgehen wollen.

Cool: Dein Song „Tinder“ kam zwar schon letztes Jahr raus, aber wir müssen trotzdem noch fragen: Was war deine vielleicht lustigste oder schlimmste Erfahrung mit der App?

Julia: Ich muss ehrlich sagen, dass ich Tinder nie wirklich benutzt habe, um Menschen kennenzulernen. Aber als ich dann etwas bekannter wurde und mir einige Leute auf Instagram Screenshots von meinem Profil geschickt haben und meinten, dass sie mich auf Tinder entdeckt hätten, hab ich die App ganz schnell gelöscht (lacht).

Cool: Du hast kürzlich dein Debütalbum „Perlen um den Hals“ veröffentlicht. Was bedeutet dir das?

Julia: Für mich ist ein Album was ganz Besonderes, weil es wie eine Repräsentation ist von dem, was ich in den letzten Jahren gefühlt und erlebt habe und woran ich lange gearbeitet habe. Auf dem Album sind Songs über viele verschiedene Themen in vielen verschiedenen Musikrichtungen, und genau das habe ich mir von Anfang an gewünscht: dass ich diese Vielfalt behalten kann, ohne in eine bestimmte Richtung gedrängt zu werden. Beispielsweise ist der erste Song „Perlen um den Hals“ vom Stil her ganz anders als alles, was ich vorher gemacht habe, aber dennoch einer der schönsten Songs, die ich je geschrieben habe. Der letzte Song auf dem Album „Mit verbundenen Händen“ ist wieder ganz anders und geht mehr in die rockige Richtung, aber gehört auch zu meinen Lieblingen.

Cool: Welchen Stellenwert hat ein Album für dich eigentlich in der heutigen Zeit, wo es auch viel um virale TikTok-Hits und Spotify-Playlists geht?

Julia: Ich finde es total schade, dass Songs heutzutage häufig nur auf diese 15 Sekunden, die einen möglichen TikTok-Hype auslösen können, reduziert werden. Meine Songs sind häufig länger als der Durchschnitt. Ich habe schon oft gehört, dass es besser wäre, sie etwas zu kürzen, um eher in eine Playlist zu kommen.

Cool: Apropos TikTok: Wie viel Spaß macht es dir, dort mit deinen Fans zu interagieren?

Julia: Ich finde es toll, diese Möglichkeit der direkten Interaktion zu haben. Vor allem am Anfang habe ich mit den Followern wirklich viel über meine Musik kommuniziert. Durch das Eingehen auf Wünsche zu Songthemen habe ich mich auch selbst weiterentwickelt. Was ich besonders lustig finde, sind Nachrichten, in denen Personen Wetten abgeschlossen haben, ob ich antworte. Einmal habe ich zum Beispiel eine Nachricht von einem Jungen bekommen, dass er sich von seiner Schwester die Beinhaare wachsen lassen muss, wenn ich antworte. Bei sowas antworte ich natürlich immer, wenn ich es sehe (lacht).

Cool: In wenigen Tagen startet deine erste Tour. Bist du aufgeregt und was dürfen wir erwarten?

Julia: Aufgeregt bin ich noch nicht, aber voller Vorfreude. Ich glaube, es wird ein tolles Gefühl sein, endlich meine Songs zusammen mit den Fans singen zu können. Bisher war das alles immer so ungreifbar, wenn man nur Streaming- und Followerzahlen sieht. Ich freu mich sehr darauf, bei der Tour in reale Gesichter sehen zu können und zu sehen, wer die Menschen hinter den Klicks eigentlich sind.