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Girlstalk: Was ist Sex?

Wie wurden unsere Redakteurinnen eigentlich selbst aufgeklärt? Daniela, Kathi und Victoria plaudern diesmal über ihren „Bienchen & Blümchen“-Moment.

Wie wurden unsere Redakteurinnen eigentlich selbst aufgeklärt? Daniela, Kathi und Victoria plaudern diesmal über ihren „Bienchen & Blümchen“-Moment.

 

Victoria: Ich bin ja neu im Team und wollte in meinem ersten Girlstalk mal fragen, wie ihr eigentlich aufgeklärt wurdet?

Kathi: Mich haben tatsächlich Jugendmagazine aufgeklärt. Als Teenager hab ich diese Magazine immer richtig gefeiert, vor allem, weil‘s damals mit dem Internet noch nicht so easy war wie heute. Ich hab die Aufklärungsseiten in den Magazinen immer verschlungen. Das war immer die erste Seite, die ich aufgeschlagen habe.

Daniela:  Ich denke da sofort an die Nackigen aus der BRAVO, die wollt ich immer sehen. Man will ja selber auch wissen, was normal ist oder wie andere so in meinem Alter aussehen…

Victoria: Same. In der Schule haben wir gerade einmal die Anatomie gelernt, meine Bildung habe ich von Dr. Sommer. Meine Oma war da sozusagen meine Dealerin (lacht). Die hat mir heimlich immer die BRAVO gekauft, als ich elf, zwölf Jahre alt war. Meinen Eltern war das nicht so recht – ich war angeblich noch zu jung für Aufklärung. Aber kann man dafür überhaupt zu jung sein!?

Daniela:  Heutzutage sehen die Elfjährigen ja teilweise schon ihren ersten Porno. Mein Freund ist Mittelschule-Lehrer und der sagt, dass die Kids teilweise schon sämtliche Praktiken kennen.

Victoria: Aber sind wir uns ehrlich: Wer von euch hat das Alterslimit eingehalten?

Kathi: Ich hab meinen ersten Porno mit 15 gesehen, das war „One Night in Paris“. Auf dem Laptop vom Bruder einer Schulkollegin. Eigentlich haben wir „Die Sims“ gespielt und er dann so: „Hey, wollt‘s was sehen?“ Ich bin immer noch verstört (lacht). Glaubt ihr eigentlich, dass Social Media jetzt die Aufklärung übernimmt?

Daniela: Ich glaube, schon. Man kann einfach alles im Netz anschauen, recherchieren und mit anderen anonym chatten. Das ist doch viel einfacher, als Mama zu fragen. Ich kann mich erinnern, als jemand in der Volksschule das Wort „ficken“ benutzt hat und ich Mama gefragt habe, was das heißt… suuuper unangenehmes Gespräch. Sie hat‘s mir dann sehr bildlich beschrieben, was Papa da so mit seinem „Pipi“ macht (lacht).

Victoria: Puh, ich glaub teils, teils. Also wenn ich an Instagram denke, werden mir da zwar öfters Sex-Stellungen im Feed vorgeschlagen, aber wie sich Sex anfühlt, wie man sich an das Thema heranwagt und ab wann man sich reif genug für Geschlechtsverkehr fühlt, da fehlt es mir auf Insta, Snapchat und TikTok völlig an Aufklärung.

Kathi: Das stimmt, aber es gibt auch tolle Seiten. Als unsicherer Teenager hätte ich mir gewünscht, dass es Pages wie @thefemalecompany oder @glanzundnatur schon in meiner Jugend gegeben hätte. Statt die Periode als widerlich anzusehen oder mir Gedanken über die Form meiner Brüste oder Vulva zu machen, hätten mir diese aufklärenden Inhalte und vor allem Abbildungen bestimmt ein bisschen mehr Selbstvertrauen verliehen oder zumindest Selbstzweifel genommen.

Kathi: Bei welchem Thema hättet ihr euch mehr Aufklärung gewünscht? Bei mir wären es ganz klar die vielen verschiedene Verhütungsmittel, abgesehen von der Pille, gewesen.

Daniela: Ich hätte gern einfachere Beschreibungen zum Thema Zyklus bekommen. Meine Mama hat mir da zwar ein Buch gekauft, aber ich habe überhaupt nicht durchgeblickt. Wann ist der Eisprung und wann kommen dann die Tage, was ist dann nochmal der Zervixschleim etc.? Da hatte ich sooo viele Begriffe und wusste im Endeffekt gar nicht, was in einem Monat wirklich abgeht.

Victoria: Ich hätte ebenfalls gerne mehr über Verhütung gewusst. Vom Verhütungsring habe ich beispielsweise erst spät erfahren und auch über so Dinge wie Lecktücher wird man zu wenig informiert. Lecktücher gibt es nach wie vor nicht bei dm und Bipa zu kaufen, könnt ihr euch das vorstellen?! Wie sollen wir von Tüchern gegen Geschlechtskrankheiten durch Oralsex erfahren, wenn man sie nirgends kaufen kann? Außerdem wäre ich gerne besser aufgeklärt gewesen, wie die ersten Male Sex sind. Dass es natürlich ist, mega nervös zu sein und ja, dass es auch mal da unten pieken kann. Und, dass auch Mädels kommen können! Immer geht es nur um den männlichen Orgasmus, da wird die Frau und ihre Lust ganz vergessen. Man kann auch selbst anpacken und braucht nicht mal einen Freund, um sich eine Freude zu bereiten.

Kathi: Da stimme ich dir vollkommen zu. Selbstbefriedigung ist leider bei Mädels bzw. auch unter Mädels immer noch oft ein Tabu-Thema. Bei Jungs ist es das Normalste auf der Welt. Dabei sollte das auch bei Mädchen so gesehen werden.

Daniela: Darf ich nochmal auf Dr. Sommer zurückkommen? Wenn ihr sagt, dass ihr hauptsächlich alles aus den Magazinen habt: Eure Eltern haben euch also nie direkt erklärt, was Sex ist oder mit euch über die Regel gesprochen?

Kathi: Nö, meine Eltern haben da gar nichts gesagt. Als ich meinen ersten Freund hatte, meinte meine Mama irgendwann mal: „Ich mach dir einen Termin beim Frauenarzt aus, damit du dir die Pille verschreiben lassen kannst.“

Victoria: Genau so war es bei mir auch! Da musste ich ihr dann „beichten“, dass ich die Pille schon seit einigen Monaten nehme…

Daniela: Okay, das musste ich auch beichten (lacht). Aber man geht auch nicht direkt zu seinen Eltern und erzählt, dass man angefangen hat, Sex zu haben. Habt ihr euch damals eigentlich auch so gefreut, endlich die Pille zu nehmen? Bei uns war das total das Thema, wer als Erste die Pille nimmt. Das war mega cool und galt irgendwie als Zeichen, dass man eine richtige Frau geworden ist. Ich war sooooo stolz und meine beste Freundin total eifersüchtig.

Kathi: Bei mir war‘s das komplette Gegenteil, so… OMG WAAAAS DU NIMMST SCHON DIE PILLE?!

Victoria: In meinem Freundeskreis war es auch voll das Tabuthema. Ich hab erst vor, zwei Jahren mal durchgefragt und festgestellt, dass ausnahmslos alle meine Freundinnen die Pille nehmen. Bis vor wenigen Jahren habe ich sogar heimlich in meinem Täschchen herumgefummelt, wenn ich die Pille in der Öffentlichkeit nehmen musste. So vor anderen war mir immer unangenehm, herzuzeigen, dass ich „schon“ Sex habe. Eigentlich bescheuert.