© Dennis Hardt | Text: Leo Kulidjanov

Badmómzjay: Willkommen im Spotlight

Im Jänner 2021 wird die gerade mal 18-jährige Jordy Napieray – besser bekannt als Badmómzjay – zur jüngsten Deutschrapperin mit einer Platin-Single (Anmerk.: „Ohne dich“ feat. Kasimir). Ein Rekord, der bis heute ungebrochen ist. Und doch steht sie erst am Anfang einer Karriere, die noch viele Höhen und Tiefen parat hält. Sich auf den Lorbeeren auszuruhen, kommt für die junge Dame jedoch nicht in Frage. Beim Tourstart in Wien trafen wir die überaus sympathische Rapperin zu ihrer ersten österreichischen Coverstory.

Im Jänner 2021 wird die gerade mal 18-jährige Jordy Napieray – besser bekannt als Badmómzjay – zur jüngsten Deutschrapperin mit einer Platin-Single (Anmerk.: „Ohne dich“ feat. Kasimir). Ein Rekord, der bis heute ungebrochen ist. Und doch steht sie erst am Anfang einer Karriere, die noch viele Höhen und Tiefen parat hält. Sich auf den Lorbeeren auszuruhen, kommt für die junge Dame jedoch nicht in Frage. Beim Tourstart in Wien trafen wir die überaus sympathische Rapperin zu ihrer ersten österreichischen Coverstory.

 

Cool: Als du Fanfragen zur Tour beantwortet hast, hat jemand gepostet: „Küsst du dieses Mal Fans?“ – daraufhin hast du zurückgeschrieben: „Hahaha, ich hab da auf jeden Fall eine kleine Situation eingerichtet!“. Erzähl mal, was steckt dahinter?

Badmómzjay: Ihr habt wahrscheinlich schon mitbekommen, dass der neue Lipgloss meiner Marke „BAD Cosmetics“ demnächst in die Läden kommt, oder? Zu diesem Anlass haben wir uns ‘nen coolen Promo-Gag für die Show ausgedacht: Wenn der Song „Freak“ drankommt, werde ich ‘ne Ansage an die Crowd machen, bei der letzten Hook in den Bühnengraben hinunterzusteigen – und wer immer einen Kuss haben möchte, kriegt einen. Kein Witz!

Cool: Letzten November bei den EMAs hast du – zum zweiten Mal in Folge – in der Kategorie „Best German Act“ abgeräumt. Auf TikTok konnte man sehen, dass deine Mitnominierten, Nina Chuba und Kontra K., dir den Award allemal gegönnt haben. Worüber habt ihr auf der Aftershowparty so geplaudert?

Badmómzjay: Tatsächlich genau darüber. Dass jeder von uns es dem anderen gegönnt hätte und dass die Musikszene sehr kollegial geworden ist. Die Nina kenn’ ich schon seit einiger Zeit und den Max (Anmerk.: Vorname von Kontra K.) hab’ ich erst an dem Abend kennengelernt. Die beiden sind auf jeden Fall sehr nette Menschen!

Cool: Wie ist dir der Abend generell in Erinnerung geblieben?

Badmómzjay: Oh, war der Hammer! Zum Beispiel hat Domiziana einen krassen Auftritt hingelegt. Alle hatten super Laune und sind richtig abgegangen … auch wenn ich persönlich niemand bin, der trinkt! (schmunzelt)

Cool: Dein Leben vor dem Durchbruch verlief ja keineswegs rosig. Was waren die wichtigsten Lektionen, die du im Laufe deiner schweren Kindheit/Teenagerzeit gelernt hast?

Badmómzjay: Puh, das ist ‘ne interessante Frage. Okay, fangen wir damit an, dass ich und meine Mama damals mit voll wenig Geld auskommen mussten. Somit hab’ ich schon früh gelernt, selbst für die kleinsten Dinge dankbar zu sein. Diese Dankbarkeit hat bis heute einen großen Stellenwert in meinem Leben, da ich beispielsweise versuche, mit dem Geld, das ich jetzt verdiene, verantwortungsbewusst umzugehen. Ich schmeiße das Geld nicht zum Fenster raus, weil ich eben aus meiner Vergangenheit weiß, wie es ist, wenig zu haben. Und wenn ich heute das alles im Kopf Revue passieren lasse, wird mir klar: Mein Leben wäre nicht so wie es ist, wäre es damals nicht gewesen, wie es war. Diese Erkenntnis hat mich, unter anderem, zur Single „Keine Tränen“ inspiriert.

Cool: Auf „Supernova“ rappst du, dass du ohne deine Mom „wohl heute noch in dieser Klinik“ wärst. Wie ist diese Line – im Kontext – zu verstehen?

Badmómzjay: Damals wurde bei mir Kinderdepression diagnostiziert und so kam ich in eine Nervenklinik, um das zu therapieren. Ich mein, wie du schon richtig erwähnt hast, ist es mir in der Kindheit nicht so gut gegangen – gelinde gesagt. Von daher kam diese Depression auch nicht „einfach so“. Im Endeffekt ist es so, dass ohne meine Mom, ohne ihre menschliche Unterstützung, ich immer noch dort wäre. Sie hat mir wirklich großen Halt in dieser Zeit gegeben.

„Wir machen Big Moves, keine Bitch Moves!“

Cool: Kommen wir zu deinem zweiten Album. Lass uns erstmal die Basics durchgehen: Releasedate, Albumtitel, und Features.

Badmómzjay: Da mein Team und ich voll die perfektionistischen Rap-Nerds sind (lacht) hat sich das etwas in die Länge gezogen. Was den Albumtitel anbelangt, so bleib’ ich bei „Survival Mode“. Denn dieser Begriff steht nicht nur für mein Dasein im Deutschrap-Kosmos, sondern irgendwie auch für mein ganzes Leben. Weißt du, es fühlt sich so an, als wenn man tagtäglich für alles strugglen muss. Ach ja, und die Features: Den Track „Auf die Party“ mit Domiziana kennt ihr sicherlich schon. Die anderen… (überlegt) nee, sorry … ich will die Überraschung nicht spoilern (lacht). Okay, vielleicht etwas anteasern: Es sind Features mit großartigen Artists, die ich persönlich sehr, sehr feiere!

Cool: Gibt es Songs, die dir ganz besonders am Herzen liegen?

Badmómzjay: Safe. „How to survive“ z.B., war mir wirklich eine Herzensangelegenheit – ich hoffe, man wird raushören warum. Ansonsten würde ich sagen, dass das Feature mit Domiziana auch eines meiner personal Favorites geworden ist.

Cool: Die ersten Rapperinnen waren bereits Anfang der Neunziger am Start, aber erst 20 Jahre später (!) wurde Frauenrap plötzlich zu einem globalen Trend. Warum hat diese Entwicklung so lange gedauert?

Badmómzjay: Also, dass Hip-Hop seit eh und je ‘ne Männerdomäne ist, wissen wir ja. Leider gibt’s auch heute noch Typen, die nicht drauf klarkommen, dass Frauen sich selbst verwirklichen. Aber Fakt ist, man kann Frauenrap nicht mehr „wegignorieren“. Dabei sollten wir nicht vergessen: Unsere Gesellschaft entwickelt sich zum Glück immer weiter! Das betrifft bei weitem nicht nur die Rapszene, sondern auch andere Berufsgruppen, in denen Frauen heutzutage mega erfolgreich sind und somit einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten!

Cool: Wenn wir über deine musikalische Selbstfindung sprechen, würdest du sagen, dass du mit dem „Palmen aus Plastik“-Boom groß geworden bist?

Badmómzjay: Hmmm… vom Alter her ja. Aber ich persönlich, bin eher mit Ami-Rap aufgewachsen. Nicki Minaj z.B., gehört ja nach wie vor zu meinen größten Vorbildern.

Cool: Dein Lifestyle ist auch ein spannendes Thema. Wie sieht ein normaler Tag im Leben von Badmómzjay aus?

Badmómzjay: Boah, es gibt keinen „normalen“ Tag im Leben von Badmómzjay (lacht). Oder, besser gesagt, keinen geregelten Tagesablauf. An manchen Tagen bin ich pünktlich um 23:00 Uhr im Bett, weil frühmorgens ein Fotoshooting oder Pressetermin ansteht. Auf der anderen Seite, gibt’s auch All-Night-Studiosessions mit meinen Jungs, wo ich am nächsten Tag so gegen 14:00 Uhr aufwache. Zuhause bin ich jedenfalls selten. Rap ist kein „Nine-to-Five Job“.

Cool: Du bist ja zweisprachig aufgewachsen, also Deutsch-Englisch. Zudem ist „Jordan“ ein sehr beliebter Mädchenname in den USA. Ist etwas dran an dem Gerücht, dass du Halbamerikanerin bist?

Badmómzjay: Es war so, dass meine Mama mich unbedingt „Jordan“ nennen wollte. Zudem war’s ihr auch wichtig, dass sowohl ich als auch meine kleine Schwester fließend Englisch lernen.

Cool: Wie reagiert deine Schwester auf den Hype um deine Person?

Badmómzjay: (lacht) Aber Hallo! Ihr ganzes Zimmer ist mit meinen Postern tapeziert und voll mit meinem Merchandise. Die Kleine kennt auch jeden meiner Songs auswendig und freut sich immer mit mir. Das bedeutet mir richtig viel! Auch meine Freunde abseits der Szene, gönnen mir den Erfolg – und im Gegenzug, lasse ich sie gern daran teilhaben.

Cool: Da wir gerade von Freundschaft sprechen: Loredana hat dir kürzlich richtig viel Props gegeben und meinte: „Es ist alles, aber nicht Musik, was mich und Jordy verbindet“. Könntest du eure Freundschaft etwas näher beleuchten?

Badmómzjay: Wir kennen uns tatsächlich schon voll lange und Lori gehört zu denen, die mich immer supportet haben. Als ich so 15 oder 16 war, war sie eine der ersten in der Rapszene, die meine Videos auf Insta geteilt hat. Ja, und über die Jahre sind wir menschlich immer mehr zusammengewachsen, sodass heute die Mucke gar nicht im Mittelpunkt unserer Freundschaft steht. Wir verstehen uns wirklich super und Lori hat unfassbar viel Herz!

Cool: Mit Juju verstehst du dich ja auch ziemlich gut.

Badmómzjay: Auf jeden (lächelt). Juju ist auch voll lieb! Ich mag sie ebenfalls sehr gerne.

Cool: Du hast mal erwähnt, dass du, falls es rapmäßig irgendwann nicht mehr klappen sollte, gern Psychologin werden möchtest. Was fasziniert dich an diesem Beruf?

Badmómzjay: Ich liebe es Menschen zu helfen! Und ich glaube, ich kann mich ganz gut in andere Menschen hineinversetzen. Wie gesagt, ich weiß aus eigener Erfahrung wie es ist, seelisch verletzt zu werden. Worauf es aber im Endeffekt ankommt, ist, das Negative ins Positive umzuwandeln. Das ist die Message, die ich den Leuten mitgeben möchte. Ob als Rapperin, oder – vielleicht irgendwann mal – als Psychologin.