Seit fast zehn Jahren sind LX & Maxwell Teil der legendären 187 Strassenbande. An der Seite von Bonez & Co. haben die beiden Deutschrap-Geschichte mitgeschrieben. Und es geht weiter… 187-Fans können sich schon mal freuen! Anfang Juni reiste unser Rap-Spezialist Leo nach ‚Hamburg und traf die Jungs zu einem wahrlich einzigartigen Interview. Bei sonniger Laune und viel Humor, sprach man über Vergangenheit, Gegenwart, und Zukunft.
Cool: Jungs, „Obststand 3“ kommt also im September. Wie würdet ihr den Leitfaden der Platte beschreiben?
Maxwell: Das Zusammensein! Dieses Miteinander ist der Kern – oder besser gesagt – der Fruchtkern der „Obststand“-Trilogie. Hey, cooles Wortspiel! (alle lachen) Ob wir im Studio aufnehmen, live auftreten oder einfach irgendwo chillen – miteinander Zeit verbringen ist uns voll wichtig und das spiegelt sich in unserer Mucke wider.
LX: …und natürlich die üblichen 187-Themen: Weed, Waffen, Frauen, und Kohle! (schmunzelt)
Cool: Was erwartet die Hörer?
Maxwell: Die erste Single wird „Freitags“ heißen, wo wir auf ‘nem schönen Boombap-Beat flexen. In Sachen Features, sind natürlich alle 187er mit dabei – und noch drei Überraschungsgäste!
Cool: Um was geht es bei „Freitags“? Wann kommt die zweite Single?
Maxwell: Wir beschreiben unseren Lifestyle auf hartem Boombap-Straßensound. Die zweite Single ist schon ready und wird noch im Juli erscheinen – seid gespannt!
Cool: Mit der Trilogie ist die „Obststand“- Reihe also abgeschlossen?
Maxwell: Hmmm… jein, Digga. Also, ich würde zwar liebend gern bis zu meinem Lebensende „Obststand“ machen. Aber es darf auch nicht langweilig werden, weil irgendwann hast du über jedes Obst der Welt gerappt, und auf Wiederholungen hat ja niemand Bock. Auch wenn es möglicherweise kein „Obststand 4“ geben wird, werden LX und ich uns ein neues Collabo-Album-Konzept ausdenken.
Cool: LX, als „Obststand“ vor acht Jahren rausgekommen ist, hast du in einem Interview gesagt: „Obst ist Sonnenenergie, eingeschlossen in einer Schale und…“
Maxwell: (schaut zu LX): Wow, der Leo kennt uns besser als wir selbst!
LX: Ich sag’ doch: er hat seine Hausaufgaben gemacht! Ja, ja, genau so ist es: wenn du in z.B. in den Tropen bist, und eine Orange erntest – egal wie heiß es draussen ist – ist die innen kühl, und es reicht, um dich zu erfrischen. Das heißt, die Schale einer Orange ist tausend mal besser als jeder Tetra Pak der Welt. Aber mein Lieblingsobst ist definitiv die Grapefruit! Hier ein Tipp für ein gesundes und leckeres Frühstück: eine Pamplemousse (Anmerk.: französisch für Grapefruit) in der Hälfte durchschneiden, wahlweise mit Zucker oben drauf, und einfach auslöffeln.
Cool: Steve Jobs war vermutlich der bekannteste Frutarier unserer Zeit – wäre diese Ernährungsweise auch was für euch?
Maxwell: Hahaha! Nee, nee. Jeden Tag ein bisschen Obst für eine ausgewogene Ernährung ist uns definitiv wichtig, aber auf ‘ne lecker deftige Bolognese könnt ich nicht verzichten – NIEMALS! (lacht)
Cool: Habt ihr schon mal überlegt, ein eigenes Obstprodukt auf den Markt zu bringen?
Maxwell: Wir haben schon öfter mit dem Gedanken gespielt, sowas rauszubringen. Aber da quasi jeder dritte Rapper im Moment irgendwas mit Säften, Eistee, Pipapo macht, muss unser Produkt schon was Besonderes sein: Etwas was keiner hat, aber jeder will.
Cool: Der Albumtitel ist ja zweideutig, da „Obst“ ein Hamburger Slangwort für Gras ist. Jetzt steht in Deutschland die Legalisierung vor der Tür. Habt ihr euch mit der ganzen Sache näher befasst?
LX: Bei euch in Österreich weiß wahrscheinlich nicht jeder, dass in Deutschland medizinisches Marihuana schon länger legal bzw. verschreibungspflichtig ist. Das wird tatsächlich bei ganz vielen Krankheiten eingesetzt. Ich selbst rauche schon seit mehreren Jahren legal, da ich seinerzeit einen Bandscheibenvorfall hatte, und seitdem wiederkehrende Rückenschmerzen habe. Im Endeffekt ist die bundesweite Legalisierung der nächste logische Schritt. Und Vater Staat macht dadurch ein gutes Plus, Digga!
Cool: Wie wichtig ist es euch, auch deepe Tracks zu machen?
Maxwell: Von LX gibt’s immer wieder solche Tracks, aber von mir eher weniger. Ich glaub’ das liegt daran, dass ich ein freudiger Mensch bin, und selten negative Gedanken habe. Deswegen kann ich in meinem Lyrics auch nicht „so deep“ gehen. LX ist der Nachdenklichere von uns beiden. Sein Feature mit Gallo zum Beispiel war ein krass deeper Track (schaut zu LX). Bruder, das ging richtig unter die Haut – Gänsehaut!! Und sowas kannst du super verpacken und von dem Schmerz erzählen, der in dir steckt.
LX: Naja, man wacht schließlich nicht jeden Morgen mit ‘nem Lächeln auf. Wir sind zwar keine Kinder von Traurigkeit, aber ernste Themen anzusprechen ist sicher nicht verkehrt. Dennoch machen wir keine Love-Songs und auch bei Politik halten wir uns raus (lacht).
Cool: Das Video zur Single „Ray Liotta“ wurde in Mexiko gedreht. Welche Eindrücke habt ihr mit nach Hause genommen?
LX: Für uns war’s ja nicht die erste Reise nach Mexiko, aber während der Dreharbeiten bin ich tatsächlich zum ersten Mal im Helikopter geflogen!
Maxwell: Mexiko ist locker, sonnig, entspannt, günstiges Benzin, sechsspurige Straßen, elektronische Musik…
LX: (imitiert spanischen Akzent) Marihuana es un problema in México! (zwinkert) Die mexikanische Polizei ist auf jeden Fall sehr präsent.
Der Ananas Express rollt wieder
Cool: Da Ray Liotta letztes Jahr völlig unerwartet von uns ging, ist es offensichtlich, dass dieser Song ihm gewidmet ist. Inwiefern haben euch seine Filme inspiriert?
LX: Boah, also „Goodfellas“ z.B., ist ein Klassiker, den jeder gesehen haben muß! „Revolver“ ist ebenfalls ein legendärer Liotta-Film. Rest in Peace, Ray Liotta. Er war safe einer der besten Schauspieler unserer Zeit!
Cool: Da wir gerade von Filmen sprechen: Hängt der Name eurer Gang irgendwie mit dem 90er Kultfilm „187 − Eine tödliche Zahl“ zusammen?
Maxwell: Naja, wir lieben gut gemachte Filme und lassen uns von denen immer wieder inspirieren. Safe! Aber ich würde jetzt nicht sagen, dass dieser Film eins-zu-eins unser Leben wiedergegeben hat. Ich mein, in Amerika ist immer alles „mal zehn“, also immer alles extremer.
LX: Wir können uns viel eher mit ‘nem Film wie „La Haine“ (Anmerk.: französisch, „Der Hass“) identifizieren, der im benachbarten Frankreich spielt und die europäischen Verhältnisse darstellt.
Cool: LX, du hast dir auf den rechten Oberarm ein Tattoo für einen Freund stechen lassen, der – wie du selbst mal gesagt hast – viel zu früh gegangen sei. Kannst du etwas näher drauf eingehen?
LX: Mir ist wichtig, dass du Folgendes druckst: Ruhe in Frieden, Mero! Wir vermissen unseren Bruder sehr! Er war ein guter Freund aus dem Viertel, in dem ich aufgewachsen bin. Viele haben ihn geliebt und gemocht, er war eine gute Seele in unserer Gegend. Das ist alles was ich dazu sagen will.
Cool: In der kürzlich releasten Doku „Komm, wir schreiben Geschichte!“, konnte man sehen, dass die Cops euch immer noch das Leben schwer machen. Warum?
LX: Digga, wenn ich das wüsste! Wir werden ja von der Polizei regelrecht diskriminiert! Dabei sind wir ganz entspannte und ruhige Jungs. Keiner von 187 ist kriminell – schon seitzehn Jahren nicht mehr, Gott sei Dank! Aber irgendwas stört die halt an uns. Ich wurde schon oft „einfach so“ angehalten, und mittlerweile kenn’ ich das Prozedere und meine Rechte in- und auswendig.
Cool: Im Laufe eures Lebens musstet ihr viele krasse Enttäuschungen und Niederlagen überstehen. Was könnt ihr euren Fans anraten, die ähnliches durchmachen müssen?
Maxwell: Im Leben muss man Niederlagen so oder so einstecken. Hinterher sollte man sich allerdings fragen: Wo war der Fehler? Warum hab’ ich verloren? Warum ist das so passiert? Aus Fehlern lernen. Fehler zu machen, ist völlig okay, aber wenn jemand denselben Fehler vier- oder fünfmal wiederholt… tja, dem ist nicht mehr zu helfen, Digga!
Cool: Was ist die beste Methode, um mit Schicksalsschlägen innerlich fertig zu werden?
Maxwell: Auf jeden Fall nicht mit Drogen! Wichtig ist, gute Menschen in deinem Umfeld zu haben, die dir Halt in schwierigen Zeiten geben.
Cool: Kommen wir nun zu einem ganz anderen Thema. Über euer Privatleben ist ja wenig bekannt…
LX: Und das wird auch so bleiben, Digga (lacht). Nimm’s nicht persönlich, aber das ist auch so ein Thema, über welches wir nicht öffentlich sprechen wollen.
Cool: Völlig legitim. Gut, blicken wir doch mal in die Zukunft. Was glaubt ihr, wird in zwanzig Jahren im Musiklexikon über die 187 Strassenbande stehen?
Maxwell: Dass 187 und RAF den „Palmen aus Plastik“-Hype ausgelöst haben, der eine ganze Generation geprägt hat!
LX: Puh, im 21. Jahrhundert sind zwanzig Jahre ‘ne halbe Ewigkeit! Von daher, ist es unmöglich vorherzusagen, was unsere Gang in dieser Zeit alles machen wird. Ich mein, check mal, wie rasant sich die Welt in den letzten zwanzig Jahren verändert hat: was für krasse High-Tech-Sachen auf den Markt kamen! Zum Beispiel, wenn uns jemand im Jahr 2003 erzählt hätte, dass es in ein paar Jahren möglich sein wird ‘ne Pizza zu bestellen ohne jemanden anrufen zu müssen, hätten wir gesagt: „Mann, du bist wahnsinnig!“ Oder, dass alle Autofahrer irgendwann Navis haben werden, wo ‘ne menschliche Stimme dir sagt, wie du von deiner Garage in Hamburg-Osdorf direkt bis zum Eiffelturm kommst. Das ist crazy, aber Realität! Und jetzt wo künstliche Intelligenz durchstartet, trau’ ich mich zu sagen, dass es in zwanzig Jahren fliegende Autos geben wird! Naja, ich jedenfalls, wünsche mir in zwanzig Jahren glücklich und gesund mit Familie im Garten neben einem Orangenbaum zu sitzen und einen 3,5er zu rauchen, während ich mit dem Aufsitzrasenmäher fahre.
Cool: Möchtet ihr euren österreichischen Fans noch etwas mitteilen?
LX: Wir lieben unsere österreichischen Fans und freuen uns immer wieder bei euch zu spielen!