Selbstzweifel oder Selbstliebe: Kathi, Rhea und Daniela quatschen im neuen „Girlstalk“ über das Thema Self-Love.
Rhea: Self-Love und Selbstliebe sind derzeit ein großes Thema. Was haltet ihr davon?
Kathi: Also ich finde das mega wichtig. In meiner Pubertät hätte mir diese offene Diskussion voll geholfen…
Rhea: Inwiefern?
Kathi: Ich hab damals wegen der Pille innerhalb eines Jahres locker 10 kg zugenommen. Aus 50 kg wurden plötzlich 60 kg. Gut, dick war ich auch mit 60 kg nicht, aber mein Bindegewebe fand diese Gewichtszunahme nicht ganz so geil. Das Resultat? Dicke Dehnungsstreifen am Po. Ich hab’s gehasst! Als ich 17 Jahre alt war fuhren wir mit der Schule nach Kroatien – meeresbiologische Woche. Eigentlich eine ziemlich coole Sache. Aber ich weiß noch genau, wie sehr ich mich für meine „neuen“ Dehnungsstreifen geschämt habe. Ich hab ständig versucht, meinen Po mit Handtüchern oder irgendwie anders zu bedecken, damit ja niemand meine Streifen sieht. Ich war extrem unentspannt sobald es an den Strand oder ins Wasser ging, obwohl Schwimmen immer das Schönste für mich war. Ich hätte mir gewünscht, dass mir damals jemand gesagt hätte: „Hey, du musst dich für die Streifen nicht schämen. Das ist etwas ganz Normales und viele Menschen haben sie.“
Rhea: Das kann ich gut nachvollziehen. Ich denke mir heute auch, dass ich als junger Teenager viel selbstbewusster mit meinem Körper hätte umgehen sollen, als ich es getan habe. Der Körper jedes Jugendlichen verändert sich unterschiedlich schnell und man braucht sich vor nichts zu verstecken. Bei mir war es damals das Thema Busen. Mit ungefähr 13 sind meine Brüste sind ziemlich schnell angewachsen. Deshalb habe ich damit angefangen, mir sehr weite Kleidung anzuziehen, weil ich immer öfter auch von Freunden auf meine größer werdenden Brüste angesprochen wurde. Das hat mich damals, als junges Mädchen, noch sehr verunsichert.
Daniela: Siehst du, und ich hätte wiederum gerne Brüste gehabt…
Kathi: Als neues Mädchen im Team, ist das für dich vielleicht ein wilder Einstieg, aber wie war es bei dir damals?
Daniela: Ich war immer schon sehr schlank. Da mein Körperbau damals sehr zierlich war, war ich immer neidisch auf Mädchen, die mit 13 schon schöne Kurven hatten. Das Schönheitsbild, das große Brüste und runde Popos miteinschließt, galt für mich damals schon als das Nonplusultra. Lange Zeit habe ich versucht, mich selbst ein bisschen zu „optimieren“ und mir dicke Push-Up-BHs gekauft. Als ich älter wurde, ungefähr mit 16 Jahren, habe ich dann aber gemerkt, wie lächerlich das an mir wirkt und dass das überhaupt nicht zu mir passt (lacht). Ein echter Wendepunkt, weil mir in dieser Zeit bewusst wurde, wer ich wirklich bin und was mich selbst ausmacht – und das fühlte sich unheimlich gut an!
Kathi: Total, mittlerweile liebe ich meinen Körper – ich finde sogar, dass meine Dehnungsstreifen irgendwie cool aussehen (lacht). Sie sind ein Teil von mir. Ich bin so stolz auf meinen Körper und was er täglich leistet, aber in der Pubertät versteht man ihn halt oft nicht (lacht).
Daniela: Das stimmt, ich war zum Beispiel ein sehr selbstbewusstes Kind, habe immer alles ausprobiert und war nie ängstlich. In der Pubertät hat sich das Blatt um 180 Grad gewendet. Mit 12 Jahren übernahm die Unsicherheit immer mehr die Oberhand, wenn es um mich selbst ging. Ich habe mich viel mit anderen Girls verglichen. Wie sehen sie aus, was tragen sie, was ist gerade „in“? Mich hat die Frage immer getrieben, ob ich gut genug bin, um zu den „coolen“ Kids zu gehören. Das ging mir nicht nur mit meinem Charakter, sondern vor allem auch mit meinem Körper.
Rhea: Da war ichvöllig anders (lacht). Ich hab damals meine rebellische Seite entdeckt…
Daniela: Rebellisch war ich auch, aber mehr zuhause. Das führte natürlich auch zu Konflikten mit meinen Eltern. Die Tatsache, dass ich so schnell aus der Haut fuhr und ich so oft auf Konfrontationskurs ging, hat mich selbst extrem genervt. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt einfach nicht aus meiner Haut raus – Chaos pur!
Rhea: Ich habe eher bei Musik usw. rebelliert. Anstatt alles zu mögen, was gerade „in“ war, bin ich meinen eigenen Weg gegangen und hab mich schnell für Reggae und Dinge interessiert, die in meinem Freundeskreis noch keinen Anklang gefunden haben.
Daniela: Da warst du aber eh schon sehr weit. Mir hat erst die Erkenntnis geholfen, dass wirklich jeder – selbst die gaaanz coolen Kids, zu denen ich immer gehören wollte – Unsicherheiten und Stellen am Körper hat, die er nicht so toll findet.
Rhea: Ich war zum Glück nie eine Mitläuferin – diese Eigenschaft hat mich in meinem Leben weit gebracht und deshalb möchte ich sie nicht missen. Ich habe mich deshalb in der Schule mit Außenseitern genauso gut verstanden, wie mit den coolen Leuten – da hab ich nie einen Unterschied gemacht. Ich weiß sogar noch, wie eine Schulkollegin, die nicht besonders beliebt war, in der Klasse nach einer Binde oder einem Tampon gefragt hat und niemand ihr etwas geben wollte. Als sie mich dann gefragt hat, hab ich ihr ganz selbstverständlich geholfen und ihr meine „Vorratsbinde“ geschenkt. Immerhin hätte ich mir gewünscht, dass ich dieselbe Hilfe bekomme, wenn ich mal in so einer Situation wäre.
Kathi: Den Wunsch, dazugehören zu wollen, kann ich aber schon auch verstehen. Leider ist die Welt sehr oberflächlich und es wäre eine Lüge zu sagen, dass mir mein Aussehen nicht wichtig ist. Ich lege schon viel Wert auf mein Äußeres, aber Schönheit ist für mich im Laufe meines Lebens so viel mehr geworden als ein perfekter Körper oder ein schönes Gesicht. Ein Mensch kann optisch noch so attraktiv sein, wenn sein Charakter scheiße ist, wird er für mich automatisch hässlich. Wer innerlich schön ist, strahlt diese Schönheit auch nach außen aus – egal, wie er aussieht.
Rhea: Das ist ein schöner Schluss. Ich möchte noch sagen: Sei individuell, laufe nicht jedem Trend hinterher und sieh es positiv, anders zu sein.
Daniela: Versuche einfach happy mit deinem Körper zu sein und dich selbst so anzunehmen, wie du eben bist!