© Dominik Müller | Text: Leo Kulidjanov

R. TATTOO X BARBER by RAF Camora: Die Reportage (Teil 1)

Ihr kennt sie als Ciri, Prinzessin von Cintra, aus der Netflix-Serie „The Witcher“, doch nun kommt Freya Allan auf die große Leinwand. In „Planet der Affen: New Kingdom“ spielt sie die Hauptrolle, bei uns erzählt sie euch über den Film und die Dreharbeiten.

Laut „Forbes“ macht RAF Camoras Tattoo- und Barbershop einen jährlichen Bruttoumsatz von 1,5 Millionen (!) Euro. Während RAF den Laden öffentlichkeitswirksam pusht, agiert Moritz Sageder im Hintergrund. Der 36-jährige ist Mitbegründer und Geschäftsführer mit Leib und Seele. Wir wollten diese Erfolgsgeschichte recherchieren, und trafen Moritz zum Interview. Anfang April empfing uns der humorvolle Wiener im kultigsten Tattoo-Studio der Hauptstadt.

 

Cool: Du bist zwar ein riesiger Tattoo-Fan und Fachmann, jedoch kein Tätowierer. Wie kommt’s?

Moritz Sageder: Nee, ein Künstler werde ich in diesem Leben nicht mehr (lacht). Die einzigen Tattoos, die ich je gestochen hab, waren die an mir selbst.

Cool: Wie hast du Tattoos zu deinem Broterwerb gemacht?

Moritz: Als Quereinsteiger. Ich habe in meinen Zwanzigern eine Wiener Disco betrieben und traf durch den Tätowierer meines Vertrauens einen Herren, der für einen führenden Tattoomaschinen-Hersteller gearbeitet hat. Sein Team war gerade dabei, eine Kooperation mit den Amis zu starten, und sie fragten mich, ob ich Bock hätte, nach L.A. zu ziehen, worauf ich zusagte. Das war 2016. So wurde ich zum Sales Manager bzw. Brand Ambassador und hab unsere
Tattoomaschinen, die mit einer hochmodernen Nadeltechnik ausgestattet waren, auf Conventions vorgestellt.

Cool: Was war die wichtigste Lektion, die du während deines USA-Aufenthalts gelernt hast?

Moritz: Ich hatte einen wirklich coolen Mentor, der mir beibrachte, dass in der Geschäftswelt Hartnäckigkeit immer siegt! Genau dasselbe hat übrigens Ray Kroc gesagt, der Mäci zum internationalen Fastfood-Konzern aufbaute. Oder sagen wir so: Wenn dir jemand die Tür vor der Nase zuknallt, dann klettere durchs Fenster (lacht). Leo, du kennst es ja selber, das ist bei euch in der Journalistenbranche genauso, oder? Tatsache ist: Wenn jemand nicht hundertprozentig an sich und sein Produkt glaubt, wie soll er oder sie dann andere davon überzeugen?!

Cool: Bleiben wir noch kurz in Amerika. Erzähl uns bitte von deinen Begegnungen mit den Promis!

Moritz: Sehr gerne! Auf den Conventions hab ich mehrere Star-Tätowierer kennengelernt, u.a. Mr. Cartoon, bei dem selbst Weltstars wie Christina Aguilera oder Beyoncé auf einen Termin warten müssen. Und wenn du in L.A. für ein Tattoo-Großunternehmen arbeitest, ist es nur eine Frage der Zeit, bis du auf A-Promis triffst. Man kommt halt auch berufsbedingt in jene Locations, wo sich die Hollywood-Schickeria mit ihren Stammtätowierern trifft. So bin ich tatsächlich mal bei Justin Bieber zuhause gelandet, als er sein neuestes Peckerl bekam. Richtig cool war auch, als wir Leonardo DiCaprio in seiner Privatbar trafen und ich mit ihm auf Deutsch geplaudert hab. Er hat ja deutsche Wurzeln mütterlicherseits und kann in ganzen Sätzen Deutsch sprechen.

© Tim Walker
© Dominik Müller

Cool: Oh Mann, das ist ja abgefahren! Von Leonardo DiCaprio kommen wir zu Raphael Ragucci. Wie habt ihr euch kennengelernt?

Moritz: Das war 2012, als ich jene Disco gemanagt hab. Damals haben Leute aus RAFs Entourage bei uns regelmäßig aufgelegt und Events gehostet – sprich: Joshi Mizu, DJ Mosaken sowie andere aus der „Juicy Crew“. Und natürlich kam auch RAF immer wieder mal vorbei. Wir haben uns dann aber aus den Augen verloren. Erst als ich Ende 2019 zurück nach Wien kam, hab ich RAF über einen gemeinsamen Freund wieder getroffen.

Cool: RAF hat die Idee für den Laden an dich herangetragen, richtig?

Moritz: Genau. Er hatte gerade seinen Rücktritt aus dem Showgeschäft bekanntgegeben und wollte unbedingt was Neues machen. Als ich ihm von meiner Berufserfahrung in L.A. erzählte, war er sehr geflasht – und so wurden wir Geschäftspartner.

Cool: In der „Forbes“-Coverstory hat RAF erwähnt, dass ihr mit Startschwierigkeiten zu kämpfen hattet…

Moritz: Ja, es gab zunächst Probleme im Personalbereich. Denn obwohl RAF sehr nette Mitarbeiter rekrutiert hatte, haben wir schnell feststellen müssen, dass die meisten nicht unbedingt geeignet waren. Wir arbeiten in der Privatwirtschaft und sind ein leistungsorientiertes Unternehmen. Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn unsere Freunde oder Verwandten hier arbeiten, solange die Leistung stimmt. Und selbst bei meinem leiblichen Bruder, der bei uns als Marketing- und Finanzchef angestellt ist, drücke ich kein Auge zu. Was uns aber wirklich einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, war dieses Pandemiebedingte Chaos! 2021 – unser erstes Geschäftsjahr – war zum Vergessen!

Cool: Nachdem die Pandemie überstanden war, ging’s für euch steil bergauf. Was ist das Erfolgsrezept?

Moritz: Qualität und Professionalität – ganz einfach. RAF sagte anfangs zu mir: „Ich will, dass unser Laden so etwas wie ein Louis-Vuitton-Store der Tattoo & Barbershops wird!“ Das fing schon damit an, dass wir uns State-of-the-Art Equipment geholt haben. Wir sind auch unfassbar stolz auf unser Team! Denn wir haben nicht nur Tattoo-Artists, die fast jeden Style tadellos beherrschen, sondern auch super Frisöre. Und dann geht’s natürlich darum, das alles richtig zu vermarkten. Wir kooperieren ständig mit Influencern und geben wahrscheinlich so viel für Werbung aus, wie andere Tattoo-Studios im Jahr Umsatz machen. Last but not least, ist RAF natürlich der beste Dooropener überhaupt! Aber gerade weil ein Rapstar mit seinem Namen dahinter steht, ist unsere Qualitätsmesslatte ziemlich hoch!

In der Juni-Ausgabe geht’s mit Teil 2 weiter – nicht verpassen!