Fotos: © @mikepalmowski/@awakenprod | Text: Leo Kulidjanov, Mario Hübl

Esther Graf: Mit Herz und Verstand

„Mein höchster Charteinstieg all time! (bis jetzt)“, postete Esther Graf am 02. Februar anlässlich ihrer Single “überall“ mit Montez. Voll motiviert, geht’s nun an die Arbeit am Debütalbum. Im Oktober geht Esther zudem auf ihre zweite Tour. Wir trafen die quirlige Sängerin zum ausführlichen Plausch in Wien.

„Mein höchster Charteinstieg all time! (bis jetzt)“, postete Esther Graf am 02. Februar anlässlich ihrer Single “überall“ mit Montez. Voll motiviert, geht’s nun an die Arbeit am Debütalbum. Im Oktober geht Esther zudem auf ihre zweite Tour. Wir trafen die quirlige Sängerin zum ausführlichen Plausch in Wien.

 

Cool: Du hast mal erzählt, dass es in deinem Kärntner Heimatort „mehr Kühe als Menschen gibt“. War der Kulturschock ein Thema für dich, als du mit 18 nach Wien übersiedelt bist?

Esther Graf: Naja, ich hab’ mir nicht gleich „die komplette Dröhnung“ gegeben! (schmunzelt) Ich ging ja anfangs nach Bad Gastein, wo ich die Oberstufe absolvierte. Von dort bin ich mit Freunden immer wieder nach Wien gefahren, und mein Umzug ergab sich Schritt für Schritt. Den Kulturschock hatte ich eher im positiven Sinne, weil ich plötzlich von sehr wenig Auswahl zu sehr viel Auswahl kam, sprich: Shopping, Restaurants, Freizeitgestaltung, etc. Ich würde auch jedem Menschen, der vom Land ins Stadtleben will, wärmstens empfehlen, nach Wien zu ziehen. Berlin, mein jetziger Lebensmittelpunkt, ist zwar auch sehr cool … aber sorry Leute, ich bin in Wien verliebt!

Cool: In Wien reifte auch dein Entschluss Berufsmusikerin zu werden. Was waren die größten Schwierigkeiten, die du dabei überwinden musstest?

Esther: Puh, das Schwierigste war, Leute zu finden, die das Showbiz von innen kannten und ein professionelles Know-How mitbrachten. Als Künstlerin brauchst du ja ein eingespieltes Team, welches sich um Booking, Promo, Merchandise, usw. kümmert. Das ist das A und O in der Branche!

Cool: Seit gut einem Jahr bist du bei jener Künstleragentur, die von RAF Camora und dessen Manager Ronny Boldt betrieben wird. Wie kam die Connection zustande?

Esther: Auf der Suche nach ‘nem neuen Management, hat meine Bookerin zu mir gesagt: „Hey, ich kenn da jemanden, der deine Mucke echt stark findet!“ und kurz darauf hat sie ein Meeting mit Ronny organisiert. Ich bin echt glücklich hier, da R.B.K. nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich super vernetzt ist. Und für mich war diese Brücke sehr wichtig. Auch in musikalischer Hinsicht find ich voll spannend bei R.B.K. zu sein, weil hier Artists aus diversen Genres und Generationen zusammenkommen.

Cool: RAF hat mal erzählt, dass er seinen Nachwuchs-Artists den goldenen Tipp gibt: „Beschreib mit drei Worten wer du bist, und sei in allen drei Aspekten der/die Beste!“ – für welche drei Attribute stehts du als Kunstfigur?

Esther: Was mich in erster Linie ausmacht, ist Pop-Punk. Diesbezüglich bin ich irgendwie auch froh darüber, dass ich – im deutschsprachigen Raum – relativ alleine dastehe, aber meine Mucke dennoch ihre Fanbase findet. Mein zweites Attribut ist Farbe, denn ich liebe es in meinen Outfits, Videoclips, und Artwork viel Farbe reinzubringen. Und zu guter Letzt, stehe ich für Offenheit. Ich bin wie ein offenes Buch und begegne ich Menschen so, wie ich mir wünsche, dass sie mir begegnen.

Cool: Du arbeitest immer öfter mit großen Stars zusammen, zum Beispiel als Support-Act von Sarah Connor. Was hast du aus dieser Erfahrung mitgenommen?

Esther: Boah, für mich ist damit ein Jugendtraum in Erfüllung gegangen! Ich hatte schon im Teenageralter nach weiblichen Vorbildern im Deutschpop gesucht, und Sarah Connor konnte niemand das Wasser reichen! Ich meine, wenn sie den Raum betritt, strahlt sie automatisch eine gewisse Aura aus und ich glaube, das ist einer der Gründe, warum Sarah seit über 20 Jahren so erfolgreich ist. Sie weiß genau, wer sie ist und was sie will. Wir haben zwar nicht stundenlang miteinander geredet, aber ich bin wirklich dankbar, dass wir uns zumindest oberflächlich kennenlernen konnten. Mein persönliches Tour-Highlight war definitiv, als Sarah mir ein Shoutout auf der Bühne gab!

Cool: Nebenbei bist du als Songwriterin tätig – u.a. für Katja Krasavice. Wie versetzt du dich in die Gedankenwelt des jeweiligen Artists, damit am Ende ein authentischer Songtext rauskommt?

Esther: Erstmal ganz viel miteinander reden, und auf die Einzelheiten des jeweiligen Themas achten! Einige Artists liefern im Vorfeld auch Entwürfe mit ihren Ideen, Stichwörtern, etc. ab. Im Studio geht’s dann darum, das alles in eine lyrische Form „zu gießen“. Von Montez habe ich gelernt, dass man das nötige Fingerspitzengefühl entwickeln muss, da man als Songwriter Geschichten aus der Third-Person-Perspektive erzählt.

Cool: Wir machen das Interview heute am Valentinstag. Anhand deiner aktuellen Single „überall“ kann man raushören, dass es bei dir in der Liebe gerade nicht optimal läuft, richtig?

Esther: Hmmm, in diesem Song zumindest (schmunzelt).

Cool: Du hast bereits angefangen, an deiner neuen Platte zu arbeiten. Magst du diesbezüglich was anteasern?

Esther: Ich bin letztes Jahr 25 geworden, und da macht man die „Quarterlife-Crisis“ durch (lacht). Von daher wird sich vieles um Struggles drehen, die man durchmacht, wenn man im Erwachsenenleben angekommen ist. Im Vorjahr hatte ich auch meine erste große Erfahrung mit Trauer, als ich gleich drei nahestehende Menschen verloren habe. Das wird natürlich auch thematisiert.

Cool: Was wünschst du dir für die Zukunft, und was erwartest du vom Leben?

Esther: Dass ich keine Schreibblockaden mehr habe (lacht)! Nee, jetzt im Ernst: Dass es kontinuierlich vorwärts geht, und zwar in allen Aspekten meines Lebens. Und, dass ich es hoffentlich schaffen werde, Privatleben und Bühne unter einen Hut zu kriegen.

Unser voriges Interview mit Esther Graf findet ihr hier.